Antrag: | Initiativantrag: Brief an Bischof Dr. Helmut Dieser zur Umsetzung des Synodalkreisbeschlusses „Jugend“ |
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Antragsteller*in: | Elodie Scholten (Vorstand) |
Status: | Zurückgezogen |
Eingereicht: | 05.07.2025, 12:34 |
Ä1 zu A8: Initiativantrag: Brief an Bischof Dr. Helmut Dieser zur Umsetzung des Synodalkreisbeschlusses „Jugend“
Antragstext
In Zeile 70:
Sprechen Sie Klartext, wo Strukturen sich verselbstständigen.
Handeln Sie, wo in Ihrem Namen andere blockieren.
Die Diözesanversammlung des BDKJ Aachen beschließt, den folgenden offenen Brief
an Bischof Dr. Helmut Dieser zu veröffentlichen und zu übermitteln. Der Brief
wird von den Leitungen der Jugendverbände im BDKJ Aachen unterzeichnet.
Lieber Bischof Helmut Dieser,
wir, die Leitungen der katholischen Jugendverbände im Bistum Aachen, wenden uns
mit diesem Brief in einem Anliegen,welches uns sehr bewegt,an Sie.
In den vergangenen Jahren haben Sie mehrfach betont, wie wichtig Ihnen die
Jugend ist – im persönlichen Austausch mit uns, in öffentlichen Stellungnahmen
und nicht zuletzt durch die aktive Rolle, die das Thema „Jugend“ im
Synodalkreisprozess erhalten hat. Sie haben gesagt: „Die Jugendverbände sind
Teil der Familie.“ – Ein Satz, der uns berührt und gestärkt hat.
Gerade deshalb schreiben wir Ihnen heute mit einem Gefühl der Enttäuschung. Denn
was uns auf der strukturellen und praktischen Ebene begegnet, steht aus unserer
Sicht in einem wachsenden Widerspruch zu diesen Zusagen. Wir haben das Gefühl,
dass dies nicht durch die Strukturen des Bistums dringt und Jugend entgegen
anderen Beteuerungen kein Schwerpunktthema ist.
1. Jugendbeteiligung: Gute Idee – schwache Umsetzung
Ein zentrales Beispiel ist die Jugendwahlliste für die Räte der Pastoralen
Räume.Als BDKJ Aachen haben wir diesen Prozess konstruktiv begleitet, eine
Arbeitshilfe erstellt und für Beteiligung geworben. In diesem Anliegen haben uns
der Fachbereich kirchliche Jugendarbeit des Bistums und der Diözesanrat
unterstützt.
Die nun geltende Auslegung der Wahlordnung, die eine parallele Kandidatur auf
Jugend- und Allgemeinliste ausschließt, wirkt aus unserer Sicht jedoch gerade
nicht beteiligungsfördernd. Im Gegenteil: Sie entmutigt junge Menschen. Sie
zwingt sie zu strategischen Entscheidungen, die Erwachsene in dieser Form nicht
treffen müssen. Sie verringert real die Chancen junger Menschen auf
Mitbestimmung – in einem Gremium, das ohnehin stark überaltert ist.
Wir erleben in Gesprächen vor Ort, dass junge Menschen dadurch das Vertrauen
verlieren, ihre Stimme sei tatsächlich erwünscht. Es entsteht der Eindruck: Die
Jugend ist willkommen – solange sie keine Ansprüche stellt.
2. Geistliche Leitung: vorgesehen, aber nicht besetzt
Ein zweites Beispiel betrifft die geistlichen Verbandsleitungen. Im aktuellen
Stellenplan sind diese für die Jugendverbände explizit vorgesehen – doch sie
werden nicht ausgeschrieben oder besetzt. Auf Nachfragen erhalten wir
ausweichende,ablehnende oder gar keine Rückmeldungen. Es steht sogar eine
Kürzung dieser Stellen im Raum.
Uns ist die personelle Situation in der Pastoral bekannt und wir verstehen, dass
es bei weniger pastoralen Personal schwierig wird Planstellen zu besetzen. Wir
haben aber kein Verständnis, wenn vorgesehene Stellen aus diesem Grund gar nicht
erst ausgeschrieben und veröffentlicht werden. Denn dadurch wird uns der
Eindruck vermittelt, dass unsere Arbeit in und für die Kirche keine Bedeutung
hätte.
Dabei wissen wir: Geistliche Verbandsleitungen sind für viele junge Menschen
prägende Bezugspersonen – nicht nur für liturgische Angebote, sondern auch für
die Begleitung der Lebens- und Glaubenswege und die Prägung des Verbandslebens
insgesamt. Ihre Abwesenheit wird nicht durch Strukturen kompensiert – sondern
führt zur Verarmung einer ganzen pastoralen Lebenswirklichkeit.
3. Wir erleben: Jugend ist kein echter Schwerpunkt
Diese beiden Beispiele stehen stellvertretend für eine wachsende Kluft: Zwischen
dem Anspruch, Jugend sei „Schwerpunkt“ – und der Realität im Generalvikariat, in
der Jugendthemen regelmäßig untergeordnet, ausgespart oder administrativ
abgewiegelt werden.
Es fehlt an echter Verbindlichkeit.
Es fehlt an personeller Priorisierung.
Es fehlt an mutiger struktureller Umsetzung.
Dabei geht es uns nicht um Klage, sondern um Verantwortung. Um eine Kirche, die
junge Menschen nicht nur duldet, sondern mit ihnen rechnet. Eine Kirche, die
Veränderungen nicht nur beschließt, sondern lebt. Eine Kirche, die weiß: Wer
heute die Jugend verliert, verspielt seine Zukunft.
Wir sind nicht auf Konfrontation aus, sondern auf Zukunft. Wir zweifeln nicht an
Ihrem Anliegen Jugend als wichtiges Thema und Zukunft von Kirche zu sehen, aber
wir haben das Gefühl, dass dieser Wunsch ein Wunsch bleibt und es nicht schafft
die Wirklichkeit im Verwaltungsapparat zu verändern. Dabei meinen wir explizit
nicht die Abteilung 1.3 Bildung und Seelsorge mit Kindern, Jugendlichen und
jungen Erwachsenen im Bistum Aachen mit der wir regelmäßig in gutem Austausch
stehen, die aber nicht die Möglichkeiten hat notwendige Veränderungen
durchzusetzen.
Deshalb bitten wir Sie:
Sprechen Sie Klartext, wo Strukturen sich verselbstständigen.
Handeln Sie, wo in Ihrem Namen andere blockieren.
Stärken Sie den Jugendbereich, wo Engagement ins Leere läuft.
Schauen Sie hin, wo in Ihrem Namen andere blockieren.
Wir bringen die Leidenschaft, die Ideen und das Vertrauen junger Menschen mit
und hoffen, dass dieser Brief als Einladung verstanden wird: Zur ehrlichen
Reflexion. Zum gemeinsamen Gespräch. Und zur konkreten Veränderung.
Stellvertretend und im Auftrag der Leitungen vonBdSJ, CAJ, DjK, DPSG, J-GCL,
KjG, Kolpingjugend, KLJB, KSJ, Malteserjugend und PSG im Bistum Aachen
Anja Minder, Elodie Scholten, Stefan Dahlmann und Dominik Zabelberg
für den BDKJ Diözesanvorstand Aachen
In Zeile 70:
Sprechen Sie Klartext, wo Strukturen sich verselbstständigen.
Handeln Sie, wo in Ihrem Namen andere blockieren.
Die Diözesanversammlung des BDKJ Aachen beschließt, den folgenden offenen Brief
an Bischof Dr. Helmut Dieser zu veröffentlichen und zu übermitteln. Der Brief
wird von den Leitungen der Jugendverbände im BDKJ Aachen unterzeichnet.
Lieber Bischof Helmut Dieser,
wir, die Leitungen der katholischen Jugendverbände im Bistum Aachen, wenden uns
mit diesem Brief in einem Anliegen,welches uns sehr bewegt,an Sie.
In den vergangenen Jahren haben Sie mehrfach betont, wie wichtig Ihnen die
Jugend ist – im persönlichen Austausch mit uns, in öffentlichen Stellungnahmen
und nicht zuletzt durch die aktive Rolle, die das Thema „Jugend“ im
Synodalkreisprozess erhalten hat. Sie haben gesagt: „Die Jugendverbände sind
Teil der Familie.“ – Ein Satz, der uns berührt und gestärkt hat.
Gerade deshalb schreiben wir Ihnen heute mit einem Gefühl der Enttäuschung. Denn
was uns auf der strukturellen und praktischen Ebene begegnet, steht aus unserer
Sicht in einem wachsenden Widerspruch zu diesen Zusagen. Wir haben das Gefühl,
dass dies nicht durch die Strukturen des Bistums dringt und Jugend entgegen
anderen Beteuerungen kein Schwerpunktthema ist.
1. Jugendbeteiligung: Gute Idee – schwache Umsetzung
Ein zentrales Beispiel ist die Jugendwahlliste für die Räte der Pastoralen
Räume.Als BDKJ Aachen haben wir diesen Prozess konstruktiv begleitet, eine
Arbeitshilfe erstellt und für Beteiligung geworben. In diesem Anliegen haben uns
der Fachbereich kirchliche Jugendarbeit des Bistums und der Diözesanrat
unterstützt.
Die nun geltende Auslegung der Wahlordnung, die eine parallele Kandidatur auf
Jugend- und Allgemeinliste ausschließt, wirkt aus unserer Sicht jedoch gerade
nicht beteiligungsfördernd. Im Gegenteil: Sie entmutigt junge Menschen. Sie
zwingt sie zu strategischen Entscheidungen, die Erwachsene in dieser Form nicht
treffen müssen. Sie verringert real die Chancen junger Menschen auf
Mitbestimmung – in einem Gremium, das ohnehin stark überaltert ist.
Wir erleben in Gesprächen vor Ort, dass junge Menschen dadurch das Vertrauen
verlieren, ihre Stimme sei tatsächlich erwünscht. Es entsteht der Eindruck: Die
Jugend ist willkommen – solange sie keine Ansprüche stellt.
2. Geistliche Leitung: vorgesehen, aber nicht besetzt
Ein zweites Beispiel betrifft die geistlichen Verbandsleitungen. Im aktuellen
Stellenplan sind diese für die Jugendverbände explizit vorgesehen – doch sie
werden nicht ausgeschrieben oder besetzt. Auf Nachfragen erhalten wir
ausweichende,ablehnende oder gar keine Rückmeldungen. Es steht sogar eine
Kürzung dieser Stellen im Raum.
Uns ist die personelle Situation in der Pastoral bekannt und wir verstehen, dass
es bei weniger pastoralen Personal schwierig wird Planstellen zu besetzen. Wir
haben aber kein Verständnis, wenn vorgesehene Stellen aus diesem Grund gar nicht
erst ausgeschrieben und veröffentlicht werden. Denn dadurch wird uns der
Eindruck vermittelt, dass unsere Arbeit in und für die Kirche keine Bedeutung
hätte.
Dabei wissen wir: Geistliche Verbandsleitungen sind für viele junge Menschen
prägende Bezugspersonen – nicht nur für liturgische Angebote, sondern auch für
die Begleitung der Lebens- und Glaubenswege und die Prägung des Verbandslebens
insgesamt. Ihre Abwesenheit wird nicht durch Strukturen kompensiert – sondern
führt zur Verarmung einer ganzen pastoralen Lebenswirklichkeit.
3. Wir erleben: Jugend ist kein echter Schwerpunkt
Diese beiden Beispiele stehen stellvertretend für eine wachsende Kluft: Zwischen
dem Anspruch, Jugend sei „Schwerpunkt“ – und der Realität im Generalvikariat, in
der Jugendthemen regelmäßig untergeordnet, ausgespart oder administrativ
abgewiegelt werden.
Es fehlt an echter Verbindlichkeit.
Es fehlt an personeller Priorisierung.
Es fehlt an mutiger struktureller Umsetzung.
Dabei geht es uns nicht um Klage, sondern um Verantwortung. Um eine Kirche, die
junge Menschen nicht nur duldet, sondern mit ihnen rechnet. Eine Kirche, die
Veränderungen nicht nur beschließt, sondern lebt. Eine Kirche, die weiß: Wer
heute die Jugend verliert, verspielt seine Zukunft.
Wir sind nicht auf Konfrontation aus, sondern auf Zukunft. Wir zweifeln nicht an
Ihrem Anliegen Jugend als wichtiges Thema und Zukunft von Kirche zu sehen, aber
wir haben das Gefühl, dass dieser Wunsch ein Wunsch bleibt und es nicht schafft
die Wirklichkeit im Verwaltungsapparat zu verändern. Dabei meinen wir explizit
nicht die Abteilung 1.3 Bildung und Seelsorge mit Kindern, Jugendlichen und
jungen Erwachsenen im Bistum Aachen mit der wir regelmäßig in gutem Austausch
stehen, die aber nicht die Möglichkeiten hat notwendige Veränderungen
durchzusetzen.
Deshalb bitten wir Sie:
Sprechen Sie Klartext, wo Strukturen sich verselbstständigen.
Handeln Sie, wo in Ihrem Namen andere blockieren.
Stärken Sie den Jugendbereich, wo Engagement ins Leere läuft.
Schauen Sie hin, wo in Ihrem Namen andere blockieren.
Wir bringen die Leidenschaft, die Ideen und das Vertrauen junger Menschen mit
und hoffen, dass dieser Brief als Einladung verstanden wird: Zur ehrlichen
Reflexion. Zum gemeinsamen Gespräch. Und zur konkreten Veränderung.
Stellvertretend und im Auftrag der Leitungen vonBdSJ, CAJ, DjK, DPSG, J-GCL,
KjG, Kolpingjugend, KLJB, KSJ, Malteserjugend und PSG im Bistum Aachen
Anja Minder, Elodie Scholten, Stefan Dahlmann und Dominik Zabelberg
für den BDKJ Diözesanvorstand Aachen
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